Rennbericht: Sehnal und Hrastnik sind die Sieger von Spicak
Vier von fünf Rennen des iXS European Downhill Cups 2018 sind nun Geschichte. Als vorletzter Stopp stand einmal mehr Spicak auf dem Programm. Der kleine Ort an der deutsch-tschechischen Grenze ist das aktuell älteste Mitglied des Europacups, denn schon seit acht Jahren gastierte die Serie regelmäßig in dem mittlerweile weit bekannten Bikepark.
Als Schauplatz dient seitjeher die Strecke mit dem bezeichnenden Namen „Struggle“, die jedoch im Verlauf der letzten Jahre einigen Facelifts unterzogen wurde. In diesem Jahr hielten sich die Veränderungen in Grenzen, was jedoch nicht ihre Attraktivität minderte. Auch wenn der Kurs mit 1750 Metern nicht allzu lang erscheint, anspruchsvoll war er allemal. Die etwa 320 Höhenmeter sind schon der erste Hinweis, aber der steinige und teils felsige Untergrund erklären erst recht, warum volle Konzentration und Kondition gefordert war. Zusätzlich kam der extrem rutschige Staub, den die Trockenheit der letzten Wochen hinterließ. Viele enge Kurven, massive Sprünge und fiese Wurzeln komplettierten das Layout der Strecke. Den etwa 250 angereisten Fahrern aus 28 Nationen gefiel der Kurs auf jeden Fall wieder.
Am Freitag nutzten die Teilnehmer bei sommerlichen Bedingungen den Track Walk, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen, bevor es dann eine sechs stündige Trainingssession gab. Leider forderte die Strecke hier schon einige Opfer, so dass auch der Kampf um das Podium bei manchen auf das Finale in Brandnertal vertagt werden muss. Die Wettervorhersage war auch nicht hundertprozentig optimistisch, denn Gewitter waren angesagt, so dass der Blick in den Himmel am gesamten Wochenende eine Rolle spielte.
Der Samstag startete dann jedoch wieder trocken und so verlief das morgendliche Training entspannt. Im Übrigen ist diese relaxte Atmosphäre im Training ein Markenzeichen des Europacups. Pünktlich 14.30 Uhr begann die Qualifikation, welche insbesondere bei der Elite Men Klasse von Bedeutung ist, schließlich werden die 30 Besten ermittelt, die im Super Final dann am Sonntag um den Rennsieg fahren. Die schnellsten Zeiten des Tages fuhren Nina Hoffmann (GER - Santa Cruz Bicycles) und Stanislav Sehnal (CZE - Kelly Factory Team) ein. Die Zweiten der Serienwertung Nina Hoffmann und Bryn Dickerson (NZL - FS Funn Factory Team) konnten mit ihren Ergebnissen den Abstand auf die Führenden Joshua Barth (GER - Carbocage Factory Team) und Monika Hrastnik (SLO - Blackthorn) auf fünf beziehungsweise 64 Punkte verkürzen, was noch einmal etwas Würze in den Finallauf am Sonntag gab.
Der Sonntagmorgen empfing die Teilnehmer dann mit Bedingungen, bei denen die meisten wohl lieber im Bett geblieben wären. In der Nacht hat es heftig geregnet und dazu kam dann am Morgen noch Nebel, so dass es erst einmal ziemlich ruhig auf der Strecke blieb. Irgendwann aber hatten alle die Reifen gewechselt und mussten sich an die neuen Bedingungen gewöhnen. Glücklicherweise besserten sich die Verhältnisse, so dass es zum Beginn des Rennens dann nicht mehr regnete.
Das Rennen eröffneten wie gewohnt die Masters und es wurde klar, dass der Kurs nicht so viel langsamer geworden ist. Die Siegerzeit von Frank Hedwig (GER - Rad-Art) lag bei 3:23.213 Minuten, also nur fünf Sekunden höher als die vom Vortag. Zweiter der älteren Herren wurde Fabian Buschor (SUI - RSF), gefolgt von Mad Weidemann (DEN - madsweidemann.com).
In der anschließend gestarteten Kategorie U17 verewigte sich Marko Niemiz (SLO - Sinter Brakes Team) mit einer Sekunde Vorsprung vor Goncalo Bandeira (POR - Miranda Factory Team) als Sieger. Dritter wurde Gabriel Wibmer (AUT - Ride Free Osttirol), ein Fahrer der vor drei Jahren im iXS Rookies Cup angefangen hat und sich seitdem stetig nach oben arbeitet.
Danach war die Klasse Elite Women an der Reihe. Die inmitten des Feldes startende Monika Hrastnik legte mit 3:39.426 Minuten eine Zeit vor, die eine halbe Minute Platz zu den anderen Fahrern hatte. Allerdings war noch nicht klar, wie viel die Zeit im Vergleich zu den Top-Fahrerinnen wert sein würde. Jana Bartova (CZE - MaxCursor) konnte sich dann schon auf fünf Sekunden annähern, aber gleich danach kam Sandra Rübesam (GER - Nukeproof), die sogar bis auf eine Sunde rankam. Nun fehlte noch Janine Hübscher (SUI - iDirt Racing Team) und die Schnellste des Vortages. Die Schweizerin konnte auch noch einmal näher rankommen, aber Nina Hoffmanns Zwischenzeit war noch einmal schneller. Jetzt musste die ehemalige Leichtathletin nur noch ihren knappen Vorsprung bis ins Ziel retten. Doch als sie über den Zielsprung ging, war schon klar, sie hatte irgendwo Zeit verloren. Am Ende reichte es für Hoffmann nur für den fünften Platz. Monika Hrastnik sicherte sich ihren dritten Sieg in Folge und baut ihre Führung in der Serienwertung weiter aus. Janine Hübscher wird Zweite, gefolgt von Sandra Rübesam.
Ein Fahrer der U19 Klasse startete erstmalig im Europacup und verschaffte sich gleich vollsten Respekt. Patrick Butler (NZL - MS Mondraker), der bereits seit zwei Jahren im Weltcup fährt und es in Val di Sole vor zwei Wochen erstmalig auf das Podest geschafft hatte, dominierte das gesamte Wochenende und gewann am Ende mit einer Zeit von 3:11.923 Minuten. Vorweggenommen hätte diese Zeit am Ende in der Elite Klasse für den achten Rang gereicht. Zak Gomilscek (SLO - Sinter Brakes Team) und Max Meinhold (GER - Gravity Bike Verein Schöneck) komplettierten das Podium.
Nun war als das Super Final der Elite Men dran. Einmal mehr war es an Spannung kaum zu überbieten. Die Bestzeiten wurden ständig unterboten und somit wechselten die Red Bull Hot Seat Inhaber ständig. Erst als Joshua Barth mit einer Zeit von 3:06.419 Minuten und etwas mehr als sechs Sekunden Vorsprung die Ziellinie überquerte, schien es, als wäre das letzte Wort gesprochen. Doch dann kam Bryn Dickerson und kam fast an den Serienführenden heran. Aber es fehlte noch der Schnellste des Vortages und seine Zwischenzeit war bereits zwei Sekunden schneller. Beim Überqueren der Ziellinie offenbarte die Anzeigetafel einen hauchdünnen Vorsprung von fünf Zehntelsekunden und damit den Sieg für Stanislav Sehnal. Barth wurde Zweiter und rettete damit seine Serienführung, aber Dickerson blieb ihm mit dem dritten Platz extrem dicht auf den Fersen, so dass das Finale im österreichischem Brandnertal wohl nicht hätte spannender vorbereitet werden können.
Spicak hat also wieder einmal großartiges Racing abgeliefert. Der Regen hätte nicht sein müssen, aber hat am Ende noch etwas zusätzlichen Anspruch gebracht. Nun sind vier Wochenenden frei, bevor die Serie dann Ende August mit dem letzten Rennen ihren Abschluss findet.